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Das Naturreservat Viesvile wurde ausgewiesen, um den natürlich erhaltenen Fluss Viesvile mit seinem Becken und den Mooren Artoji und Glitis und den umgebenden Wäldern des Karsuva-Walds zu erhalten.
Das Reservat wurde in die Liste der international bedeutenden Feuchtgebiete der Konvention von Ramsar aufgenommen. Es ist auch ein Teil des EU-weiten ökologischen Netzes „Natura 2000“.
Das Reservat Viesvile ist das einzige Reservat, das ausgewiesen wurde, um einen komplett naturbelassenen Fluss, aus dem er entspringt, mit seinem Tal und den Mooren zu erhalten. Das Tal ist bewaldet und reich an Quellen, umgeben von einem Massiv aus Binnendünen. Das Tal der Viesvile durchbricht dabei diesen Höhenzug. Hier gibt es Fundorte von seltenen Moosen und Flechten, von denen einige in Litauen bisher nur in diesem Reservat gefunden wurden. Hier gibt es auch eine Vielzahl anderer seltener Arten.
Das Reservat befindet sich im Tiefland Karsuva im Waldgebiet gleichen Namens. Nach der Eiszeit gab es hier seichte Senken, die mit Sand aus dem alten Delta des Nemunas aufgefüllt wurden und wo allmählich Moorbildung einsetzte, während der Sand in der Umgebung zu Binnendünen aufgeweht wurde. Neben dem Reservat befindet sich das geomorphologische NSG Kaskakalnis, wo die höchsten Binnendünen in Litauen unter Schutz stehen.
Vorherrschende Landschaftstypen sind Wald, Moor und sandige Ebene mit Binnendünen. Moore nehmen etwa 60% der Fläche des Reservats ein. Artoji, auch als die Große Hochmoorweite bezeichnet, ist ein 1072 ha großer Moorkomplex mit überwiegend Hochmoor, aber auch Übergangs- und Niedermoor. Die mittlere Stärke der Torfschicht im Moor Artoji liegt bei 3,6 m, die maximale Mächtigkeit bei 9,8 m. Unter der Torfschicht gibt es eine Sapropelschicht, die stellenweise bis zu 4 m dick ist. Im östlichen Teil des Reservats befindet sich das 455 ha große Moor Glitis mit dem größten See (19 ha) im Reservat gleichen Namens. Zwei weitere kleinere Hochmoore (43 und 57 ha) befinden sich am südwestlichen Rand des Reservats beim Dorf Sakaline.
Die Hauptachse des Reservats ist der Fluss Viesvile mit einer Länge von 21,4 km, von denen sich 15 km im Reservat befinden. Das ist einer der natürlichsten, nicht veränderten Flüsse in Litauen, dessen gesamtes Becken in bewaldetem Gebiet liegt. Die Viesvile entspringt dem 6 ha großen See Buveine, der sich nördlich des Moores Artoji befindet. Im Oberlauf fließt die Viesvile nur durch Moore. Im Mittellauf kommen zahlreiche Quellen hinzu, wo der Fluss in einem kleinen Tal die Sandebene mit den Binnendünen durchbricht. Gleich hinter der Grenze des Reservats befinden sich zwei Staustufen vom Anfang des 20. Jh., mit denen der Weg flussaufwärts für migrierende Fische verbaut wurde. Erst 2008 wurde diese Staustufe mit einer Fischtreppe versehen, die von Meerforelle und Flussneunauge passiert werden können, um ihre Laichplätze im Reservat zu erreichen.
Das Reservat zeichnet sich durch eine hohe Naturvielfalt aus, mit verschiedenen Mooren (offene Hochmoore, lockere Moorwälder, dicht bewachsene Randwälder, Übergangs- und Niedermoore), Wäldern, Gewässern, Lichtungen und Wiesenfragmenten. Die in den Mooren vorherrschenden Waldtypen sind Kiefernmoorwald mit Sumpfporst (Hochmoor), nemorale Birken- und Schwarzerlenbrüche teils mit Seggen (Niedermoore). Die Moore in den Grenzen des Reservates wurden kaum trockengelegt, sodass die ursprüngliche Natürlichkeit weitgehend erhalten ist.
Im Reservat gibt es 15 nach der FFH-Richtlinie der EU geschützte Lebensraumtypen. Diese nehmen über 75% des Territoriums ein. Die größten Flächen (in absteigender Ordnung) nehmen ein: 91D0 *Moorwälder, 9080 *Laubholz-Bruchwälder, 9010 *Westliche Taiga, 7110 Lebende Hochmoore, 91E0 *Auwälder mit Schwarzerle, 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore, 3150 Natürliche eutrophe Seen mit Krebsschere oder Laichkräutern.
Im Reservat wurden erfasst 1110 Pilzarten, 1004 Pflanzenarten und 3506 Tierarten. Die zahlreichste Gruppe sind die Wirbellosen mit etwa 3350 Arten. In den Seen und Flüssen des Reservats wurden 11 Fischarten und 12 Lurche und Reptilien gefunden. In den Niedermooren wachsen mehrere seltene und gefährdete Pflanzen, die offene oder halboffene Übergangsmoore bevorzugen: Moor-Steinbrech, Sumpf-Glanzkraut und Korallenwurz. Am Rande der Niedermoore in Schwarzerlenbrüchen und Fichtenwäldern haben viele gefährdete Pilze, Flechten und Moose eine Heimat gefunden, viele davon sind in ganz Europa selten und in Litauen zuerst in diesem Reservat gefunden worden. 50 Pflanzenarten und 29 Pilzarten wurden in die Rote Liste von Litauen aufgenommen. Große Bestände von landesweiter Bedeutung gibt es hier von der Strauchbirke, der Riesel-Segge, dem Fuchsschen Knabenkraut, dem Kleinen Zweiblatt, Tannenbärlapp.
In diesem Schutzgebiet gibt es auch urwaldtypische Käferarten wie: Boros schneideri, Rindenschröter, Veränderlicher Edelscharrkäfer. In den feuchten Randbereichen der Moore fliegen seltene Schmetterlingsarten: Großer Feuerfalter, Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Von den im Reservat gefundenen Arten wurden 23 Wirbellose in die Rote Liste von Litauen aufgenommen. Im Flüsschen Viesvile leben Bachforellen, Bachneunaugen und Schlammpeitzger; zahlreich vorhanden sind Kaulköpfe, Schlammpeitzger. Nach dem Bau der Fischtreppe sind die Meerforellen zurückgekehrt.
Im Reservat leben oder sind regelmäßig anzutreffen 148 Vogelarten und 42 Säugetiere, von denen entsprechend 29 und 11 in die Rote Liste von Litauen aufgenommen wurden. In den Wälder trifft man die scheuen Bewohner von Baumhöhlen (Grauspecht, Weißrückenspecht) und Greifvögel (Schreiadler, Raufußkauz, Sumpfohreule, Baumfalke, Fischadler). In den Mooren gibt es viele Kraniche und Birkhühner, der Goldregenpfeifer brütet regelmäßig und im Frühling rasten viele Zugvögel an den fischreichen Seen.
Im Reservat soll der Bestand von Auerhühnern renaturiert werden. Dieser Vogel war im Karsuva-Wald in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgestorben. Mitten im Karsuva-Wald befindet sich das Reservat Viesvile, das 7,5% der Fläche des Karsuva-Walds einnimmt, eine Oase der Ruhe frei von wirtschaftlicher Tätigkeit ist und zahlreiche für Auerhühner geeignete Lebensräume umfasst. Neben dem Gebäude der Direktion des Reservats Viesvile befindet sich das Gebäude und Gehege der Auerhuhnzucht. Von der polnischen Zucht wurden 2009 die ersten Vögel importiert. Dieses Ereignis darf als Beginn der Tätigkeit der Auerhuhnzucht Viesvile angesehen werden. 2010 wurde der erste Bruterfolg verzeichnet. Im Zeitraum von 2010 bis 2016 wurden 43 Vögel großgezogen, von denen 34 in die Natur ausgewildert wurden. Auerhühner wurden mehrfach in der Natur beobachtet und 2016 wurde die erste erfolgreiche Brut in wilder Natur beobachtet.
In den wilden Wäldern am Moorrand verbergen sich große Raubtiere: Wolf und Luchs. Im Flüsschen Viesvile gibt es zahlreiche Biberstaudämme und Fischotter leben hier.
Im Reservat gibt es nur wenig Kulturerbe. Beim Frieden vom Melnosee 1422 wurden die Grenzen des Großfürstentums Litauens festgelegt und hier sind Partisanen gefallen - beide Ereignisse sind mit Denkmälern gekennzeichnet.